In den letzten Jahren hat sich ein Begriff in Deutschland verbreitet, der die Musikwelt, vor Allem im Punk- und Oi!-Bereich geradezu spaltet – die „Grauzone“. Geprägt wurde der Begriff in erster Linie durch den Oire Szene Blog, welcher sich selbst als Infoblog zu „Rechtsrock und Grauzone“ versteht. In den Bereich Grauzone fallen demnach offiziell Bands, Veranstalter und Einzelpersonen, „die nicht der extremen rechten Szene zugeordnet werden können, jedoch Versatzstücken rechter Ideologie aufweisen [… und] keine Berührungsängste mit der extrem rechten Szene haben„.
Auch uns bereitet die Tatsache Sorgen, dass Teile der „Szene“ die Berührungsängste mit der extrem Rechten verlieren. Daher achten wir darauf, dass wir uns keine Bühnen mit rechtsoffenen oder gar recht(sextrem)en Bands teilen und auch nicht für rechte Veranstalter auftreten, keine rechtsextremen Freunde haben und, soweit wir es überprüfen können, auch nicht virtuell mit solchen „befreundet“ sind. Wir sind aber keine Befürworter davon, Bands, Veranstaltern oder sogar ganzen Festivals vorschnell den grauen Stempel aufzudrücken, wie dies bei Oire Szene und im allgemeinen Grauzonendiskurs leider viel zu oft geschieht.
Natürlich ist es dumm, wenn eine „unpolitische“ Band Kontakte zu Endstufe pflegt und bei Facebook virtuelle Freundschaften zu eindeutig Rechtsextremen annimmt, ohne darüber nachzudenken. Dadurch kann einer solchen Band auch zurecht Grauzonenzugehörigkeit unterstellt werden. Das macht aber nicht automatisch alle Bands und Veranstalter, die diese Band buchen oder mit ihr zusammen auftreten auch zu Grauzonisten. Uns ist beispielsweise eine Band aus Hamburg bekannt, die im Grauzonendiskurs genau deswegen angegriffen wird. Wir persönlich haben die Hamburger allerdings in Berlin erlebt, als sie die einzigen waren, die verbal gegen Thor-Steinar-Träger vorgegangen sind. Daher überwiegt hier unsere persönliche Erfahrung. Ähnliches gilt auch für viele andere Bands, denen Grauzonenzugehörigkeit nachgesagt wird.
Würde man eine solche Logik, die häufig genutzt wird, um Jemandem Rechtsoffenheit nachzuweisen, konsequent fortsetzen, wäre ohnehin jeder Mensch in der Grauzone, da mit großer Wahrscheinlichkeit Jede(r) über mehr oder weniger Umwege mit Rechtsextremen (virtuell) befreundet ist.
Wir halten es außerdem für gefährlich, „Grauzone“ und wirklich Rechtsextreme mehr oder weniger gleichzusetzen. In der Argumentationskette beispielsweise von Oire Szene werden vermeintliche Grauzonenbands in einem Satz mit rechtsextremen Bands aufgelistet, wodurch der Eindruck entstehen könnte, dass die ersteren genauso schlimm wären. Dadurch wird das wirklich gefährliche Problem, nämlich das des Rechtsextremismus, in gewisser Weise verharmlost. So ist es heute sogar schon fast cool geworden, zur „Grauzone“ zu gehören, weil man nicht so ist, wie die eigene Gesellschaft, also die „Szene“, es von einem erwartet. So bekennen sich teilweise Leute zur „Grauzone“, die eigentlich gar nicht Grauzone sind. Wir gehören nicht dazu!
Antifaschismus ist für uns eine Selbstverständlichkeit, deswegen müssen wir keine Antifa-Fahnen schwenken, nicht vor jedem Song antifaschistische Ansagen machen und schon gar nicht einer Antifa-Gruppe angehören. In diesem Sinne: