Frei.Wild GbR vs. (Meinungs)Frei.Heit – Update

Wir würden an dieser Stelle gern den Flyer präsentieren, um den es geht. Wir dürfen es aber nicht.
Wir würden an dieser Stelle gern den Flyer präsentieren, um den es geht. Wir dürfen es aber nicht.

Liebe NORDWAND – Fangemeinde, sehr geehrte Medienvertreter, werte Frei.Wild-Fraktion,
die folgende Erklärung richtet sich an alle interessierten Burger und Bürgerinnen. Digitale Weiterverbreitung, Veröffentlichung durch Audiovisuelle- sowie Printmedien und die öffentliche Diskussion sind vom Urheber gewünscht und ausdrücklich genehmigt:

Vor kurzem erhielten wir, wie bereits berichtet, ein Schreiben einer Hamburger Anwaltskanzlei im Auftrag der frei.wild GbR (siehe PM vom 22.08.2013).

Inzwischen erreichte uns ein weiteres Schreiben, diesmal von unserem Anwalt, der uns darüber in Kenntnis setzen musste, dass die frei.wild GbR über das Hamburger Landgericht im Eilverfahren eine einstweilige Verfügung gegen uns erwirkt hat, die besagt, dass unsere veränderte Version des aktuellen Tourflyers von Frei.Wild rechtswidrig ist und daher nicht länger genutzt werden darf. Zusätzlich wurden uns natürlich die entstanden Kosten des Eilverfahrens auferlegt.

Wir haben uns gründlich überlegt, ob es sinnvoll wäre, gegen die Verfügung Widerspruch einzulegen. Nachdem wir kurzfristig unser eigenes Rechts- und Demokratieverständnis gefesselt und geknebelt in den Keller verbannt haben, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir das Urteil hinnehmen müssen. Das finanzielle Risiko, das aus einem weiteren Verfahren sowie eventuell daraus folgenden Revisions-Verfahren resultiert, ist für uns leider nicht tragbar.

Daher beglückwünschen wir zunächst einmal die frei.wild GbR dazu, sich in szene- und straßentypischer Art und Weise gegen ihre Kritiker zur Wehr gesetzt zu haben. Es gehört schon eine Menge Mut dazu, die Existenz einer kleinen Punk-Band mithilfe einer Anwalts-Kanzlei zu bedrohen.
APPLAUS!
Beeindruckend auch, dass ihr es geschafft habt, euren Anhängern eine Faktenresistenz einzuimpfen, die qualitativ zwar nicht an die eines Holocaust-Leugners heranreicht, aber durchaus das Ignoranz-Niveau von Katholiken, Scientologen und anderen Fundamentalisten erreicht. Wie habt ihr das bloß geschafft? Gehirnwäsche kann man ja ausschließen, weil eine wesentliche Grundvoraussetzung dafür nicht gegeben scheint.
RESPEKT!
Noch etwas, auf das ihr stolz sein könnt, neben eurer „Heimat“, eurer „Werte“ und eurer „Traditionen“! Feiert schön bei einer Riesen-Pizza! Aber schlingt nicht zu sehr, vielleicht gibt’s ja noch ’nen Nachtisch.

Andererseits könnte der aber auch nicht eurem Geschmack entsprechen, also genießt doch lieber eure Pizza 😉

Die Form unserer Kritik an der unserer Meinung nach rechtspopulistischen, völkisch-nationalischen Band „Frei.Wild“ war im Nachhinein betrachtet unvorsichtig gewählt. Einerseits, weil wir als „linksradikale Hetzer“ ja eigentlich hätten wissen müssen, dass in unserem so genannten Rechtsstaat Copyright über der im Grundgesetz verankerten Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit steht. Andererseits, weil wir aufgrund mangelnder Straßen-Kredibilität bislang noch keinen Anwalt in unserer Gang hatten, der unsere Propaganda vorsorglich auf System- und Verfassungs-Konformität prüft.

Trotz dieses kleinen formalen Missgeschicks distanzieren wir uns auf keinen Fall vom Inhalt des Ganzen, da wir der Meinung sind, dass Rechtsrock nirgendwo eine Bühne verdient hat. Schon allein deshalb, weil auf dieser Welt leider viel zu viele Idioten leben, die sich gerne dazu verleiten lassen, ihre (meist berechtigten) Minderwertigkeitskomplexe mittels „Nationalstolz“ zu kompensieren (siehe “Wir sind ja nicht rechts, aber …” alias die besten PRO-Frei.Wild-Zitate). Selbst der deutschsprachige mitteleuropäische Raum, der ja eigentlich bekannt ist für besonders medienwirksames Engagement gegen Rassismus und Extremismus, soll inzwischen anfällig für Fremdenfeindlichkeit sein.

Keinesfalls lassen wir uns entmutigen, Frei.Wild auf’s Korn zu nehmen, nur werden wir uns in Zukunft noch intensiver mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln auseinander setzen, um auf unserer Jagd schärfer und zielsicherer zu schießen als diesmal.

WIR LASSEN UNSERE MEINUNGSFREIHEIT NICHT ZUM FREIWILD ERKLÄREN!

Hoch(ver-)achtungsvoll,

NORDWAND/Ost-Berlin

Für Presse-Vertreter:

Sollten Sie an der Story interessiert sein, aber eine sachlicher formulierte Zusammenfassung bevorzugen, stehen wir Ihnen per e-mail (nordwand@schoenerskins.de) zur Verfügung.

Siehe auch:
https://schoenerskins.de/deckel-ist-faellig/